Christlich-islamischer Dialog
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Islam - Feind oder Freund

Monika und Udo Tworuschka: Der Islam – Freund oder Feind? 38 Thesen gegen eine Hysterie, Kreuz Verlag GmbH, Freiburg im Breisgau 2019; ISBN 978-3-946905-69-1, 142 Seiten, € 15,00

Rezensentin: Juliane Rückert

Die beiden Islam- und Religionswissenschaftler Monika und Udo Tworuschka setzen sich in dem vorliegenden Werk in 38 Thesen mit der häufig einseitig negativen Wahrnehmung und Darstellung des Islam in der Gesellschaft auseinander. Die Autoren legen mit diesem Buch historische und kulturelle Fakten sowie eine Widerlegung des medial (falsch) verbreiteten Images des Islam vor.

Die Intention des Buches ist es, den Islam als vielschichtig und nicht nur in der Rolle des Feindes darzustellen. Die Vorgehensweise der Autoren ist hierbei folgende: Zuerst wird eine den Islam betreffende These genannt, welche dann durch Antithesen zurückgewiesen oder durch zusätzliche Informationen erläutert wird.
Bereits das Vorwort verdeutlicht, dass Monika und Udo Tworuschka „kein islamkritisches Buch [schreiben wollen], sondern ein kritisches Islambuch“ (S. 11).

Das vorliegende Werk behandelt aktuelle Probleme wie den „wohl nicht nur gefühlte[n] Rechtsruck“ (S. 14) und lässt auch nicht die Tatsache außer Acht, dass die „Problematik der oft durch Scheuklappen behinderten Wahrnehmung des Islam in unserer Gesellschaft, insbesondere in den Medien, zwischen Ängsten, Islamophobie und Rassismus“ (S. 18) entstehe.
Monika und Udo Tworuschka weisen in ihrem Buch auch darauf hin, dass die islamischen Organisationen „statt der viel diskutierten Islamisierung […] lediglich einen Platz in der deutschen Gesellschaft erlangen [wollen], der anderen Religionsgemeinschaften bereits zukommt“ (S. 21) und rücken damit das Verständnis für den Islam in den Fokus.

Die Autoren kritisieren weiterhin die „generalisierende[n], ausgrenzende[n] Sprachbilder gegenüber den Muslimen[…]“ (S. 22). Allein dieser Ausdruck sei eine mit Vorurteilen behaftete Generalisierung.
Aktuelle Debatten über „Gewaltverbrechen, bei denen Flüchtlinge beteiligt sind“ (S. 23) und „sexuelle Gewalt gegen Frauen“ (S. 86) werden ebenso thematisiert wie das allgemeine Phänomen der Islamophobie, welche „mit der Figur einer statischen islamischen Identität [arbeitet], die negativ konnotiert ist und auf die Masse der imaginierten MuslimInnen generalisiert ausgeweitet wird“ (S.30).

Dass der Islam von vielen ChristInnen als feindlich empfunden wird, liegt laut dem emeritierten Lehrstuhlinhaber der FSU Jena und der Islam- und Politikwissenschaftlerin vor allem daran, dass „alles, was einem an einer Person mit Migrationshintergrund fremd […] vorkommt, […] monokausal durch ihre Religion erklärt[wird]“ (S. 32). „Anstatt die Verschiedenheit der Kulturen als Differenz zu beschreiben“, so das Autorenpaar, sei es wichtig darzustellen, dass „Kultur […] nichts Abgeschlossenes, Feststehendes, immer gleich Bleibendes [sei]“(S. 37). Die Autoren sind der Meinung, dass „der Ursprung des Kulturellen in der Transformation“(ebd.) liege. Die Veränderungen, welche die Kultur erfahre, seien demnach nicht nur negativ, sondern auch – und vor allem – als Bereicherung zu betrachten.

Den Islam gibt es nicht, so wenig wie das Christentum, den Buddhismus oder das Judentum“ (S. 47). Dieses Zitat weist bereits auf die Antwort auf die im Buchtitel gestellte Frage „Der Islam – Feind oder Freund?“ hin: Wenn es nicht den Islam gibt, ist es nahezu unmöglich, diesen bzw. seine Anhänger ohne nähere Betrachtung in die Kategorie Freund oder Feind einzuordnen. Diese Erkenntnis schafft eine Sensibilisierung auch für die Leserschaft, die sonst wenig Berührungspunkte mit dem islamischen Glauben und aus diesem Grund möglicherweise Vorurteile gegenüber Anhängern des islamischen Glaubens hat.

Monika und Udo Tworuschka argumentieren, dass „die gemeinsame Geschichte von Christen und Muslimen […] nicht nur durch Konflikte und Kriege geprägt [war], sondern auch durch Begegnungen und Kulturaustausch“ (S. 58). In diesem Sinne ist es besonders wichtig, interreligiöse Begegnungen und Austausche weiter zu fördern, um Vorurteile und Feindbilder abzubauen. Diese Botschaft zieht sich durch das ganze Buch und ist mit Bezug auf aktuelle interreligiöse Konflikte als essenziell zu betrachten.
Das vorliegende Werk trägt somit auch für die Leserschaft, die bisher wenig Wissen über den Islam besitzt, zu mehr Verständnis gegenüber der anderen Religion und zu einem Abbau von Vorurteilen gegenüber dieser bei.

Eine kleine Kritik ist an dieser Stelle ob der großen Bandbreite an historischen, kulturellen und weiteren Fakten, die anhand der 38 Thesen präsentiert werden, anzubringen: Um die Botschaft des Buches zu explizieren, hätten möglicherweise auch weniger Thesen oder eine Konzentrierung auf nur einen der genannten Teilaspekte genügt.